Thoma

Thoma
Thoma,
 
1) Hans, Maler, * Bernau (Landkreis Waldshut) 2. 10. 1839, ✝ Karlsruhe 7. 11. 1924; Schüler von J. Schirmer, lernte in Paris die Werke G. Courbets und der Schule von Barbizon kennen. Ab 1870 lebte er in München (W. Leibl und seinem Kreis nahe stehend), ab 1877 in Frankfurt am Main, 1899-1919 in Karlsruhe (Direktor der Kunsthalle und Professor an der Akademie). Thoma malte realistische Porträts seiner Familie, bäuerliche Figurenbilder und stimmungsvolle Landschaften, besonders aus dem Schwarzwald und vom Oberrheinischen Seine mythologischen, allegorischen und religiösen Bilder nach dem Vorbild von A. Böcklin sind wenig überzeugend. Unter den grafischen Arbeiten sind die Lithographien hervorzuheben.
 
Werke: Mutter und Schwester des Künstlers in der Bibel lesend (1866; Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle); Der Rhein bei Säckingen (1873; Berlin, Nationalgalerie); Taunuslandschaft (1881 und 1890; München, Neue Pinakothek); Selbstbildnis mit Frau (1887; Hamburg, Kunsthalle); Der Bach im Tal (1906; Mainz, Landesmuseum).
 
 
U. Krenzlin: T. (Dresden 1981);
 C. von Helmolt: H. T. Spiegelbilder (1989);
 J. A. Beringer: H. T. Radierungen (21991);
 
H. T. (1839-1924), bearb. v. E.-M. Froitzheim (1993);
 J. Lauts: H. T. (Neuausg. 1995).
 
 2) Ludwig, Schriftsteller, * Oberammergau 21. 1. 1867, ✝ Rottach (heute zu Rottach-Egern) 26. 8. 1921; Sohn eines Forstbeamten; seine Schulzeit in Landstuhl, Neuburg, Burghausen, München und Landshut fand ihren literarischen Niederschlag in den »Lausbubengeschichten« (1905) und »Tante Frieda. Neue Lausbubengeschichten« (1907). Thoma studierte für kurze Zeit Forstwissenschaft, dann Jura und war 1894-99 Rechtsanwalt, zunächst in Dachau, dann in München. Hier war er Redakteur des »Simplicissimus«, später freier Schriftsteller. In scharfen, mit dem Pseudonym Peter Schlemihl gezeichneten satirischen Gedichten, auch in kritischen Artikeln in der Zeitschrift »März«, die er ab 1907 mit H. Hesse herausgab, wandte er sich gegen Scheinmoral, spießbürgerliche Engherzigkeit, wilhelminisches Preußentum und klerikale bayerische Politik. Diese Positionen kennzeichnen auch sein dramatisches Schaffen dieser Zeit (»Magdalena«, 1912). Eine scharfe politische Wende vollzog Thoma im Jahre 1914, markiert durch seine freiwillige Meldung zum Militärdienst und den Übertritt in das national-konservative Lager. Am deutlichsten zeigte sich dies in seiner (anonym erschienenen) publizistischen Arbeit für den »Miesbacher Anzeiger« 1920/21. Die von Thoma hier v. a. gegen die demokratischen Kräfte der Weimarer Republik vorgetragenen derben und zum Teil offen antisemitischen Angriffe offenbaren eine lange Zeit in der allgemeinen Rezeption verdrängte Facette in Thomas Leben und Werk. - Bekannt sind dagegen v. a. seine einfallsreichen, humorvollen oder satirischen Erzählungen aus dem oberbayerischen Bauern- und Kleinstädtertum, die oft starke Wirkungen aus dem Widerstreit zwischen der Komik des Dargestellten und einem sachlich lapidaren Stil ziehen, und die dem Naturalismus verpflichteten Bauernromane, die nach unsentimentaler Schilderung bäuerlichen Lebens streben. Sehr erfolgreich war Thoma als Bühnenschriftsteller mit seinen auch den Dialekt gestalterisch einsetzenden Komödien.
 
Weitere Werke: Romane: Andreas Vöst (1906); Der Wittiber (1911); Altaich (1918); Der Ruepp (herausgegeben 1922); Münchnerinnen (herausgegeben 1923).
 
Erzählungen und sonstige Prosa: Agricola (1897); Kleinstadtgeschichten (1908); Briefwechsel eines bayrischen Landtagsabgeordneten, Teil 1 (1909), Teil 2: Jozef Filsers Briefwexel (1912); Der Münchner im Himmel (1911); Heilige Nacht (1917); Erinnerungen (1919).
 
Dramen: Die Medaille (1901); Die Lokalbahn (1902); Moral (1909); Lottchens Geburtstag (1911).
 
Ausgaben: Ein Leben in Briefen, herausgegeben von A. Keller (1963); Theater. Sämtliche Bühnenstücke (1964); Eine bayerische Freundschaft in Briefen. L. Thoma. Ignatius Taschner, herausgegeben von R. Lemp (Neuausgabe 1973); Gesammelte Werke, herausgegeben von A. Knaus, 6 Bände (Neuausgabe 21974); Sämtliche Beiträge aus dem »Miesbacher Anzeiger« 1920/21, herausgegeben von W. Volkert (21990).
 
 
B. F. Steinbruckner: L. T. (Boston, Mass., 1978);
 H. Ahrens: L. T. (1983);
 G. M. Rösch: L. T. als Journalist (1989);
 O. Gritschneder: Angeklagter L. T. Mosaiksteine zu einer Biogr. aus unveröffentl. Akten (21992);
 E. Nietsch: Frau u. Gesellschaft im Werk L. T.s (a. d. Frz., 1995).

Universal-Lexikon. 2012.

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